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Zimmermann, Johannes – Leben und Werk

Kindheit und Jugend in Gerlingen

Johannes Zimmermann wird am 02. März 1825 in der Kirchstraße 5 in Gerlingen (siehe Foto unten) geboren. Er ist das älteste von fünf Kindern der Bauersleute, die mehrmals in der Woche pietistische "Erbauungsstunden" besuchen. Der Großvater des kleinen Johannes hat eine Gaststätte, die Treffpunkt der pietistischen Gemeinschaften aus Gerlingen und den Nachbarorten ist.Johannes Zimmermann lebt in Zeiten der religiösen Unruhe und einer apokalyptischen Grundstimmung. Das pietistische Umfeld prägt ihn, und schon als Schulbub hat er den Wunsch, Missionar in Afrika zu werden.

Nach der Schule beginnt er eine Bäckerlehre. Nachdem er diese hinter sich hat, macht er sich zu Fuß auf den Weg, seinen Lebenswunsch zu erfüllen ...

Am 17. August 1844 kommt Johannes Zimmermann in Basel an und beginnt die sechsjährige Missionarsausbildung in der Basler Mission. Da er sich berufen fühlt, Missionar an der Goldküste in Afrika zu werden, beginnt er schon jetzt mit dem Studium der Gã-Sprache.

Am 09. Dezember 1849 wird Johannes Zimmermann von Dekan Kapf in Herrenberg ordiniert. Eine Woche später verabschiedet er sich von seiner Heimatgemeinde Gerlingen und macht sich auf seine Reise als Missionar in Westafrika.

Paul Steiner in seiner Zimmermann-Biografie: "Als dann Zimmermann die Kanzel der alten ehrwürdigen Kirche betrat, da war das ganze Gotteshaus von sitzenden und stehenden Menschen angefüllt. Während seiner Abschiedsrede wurde er oft vom Schluchzen der Gemeinde unterbrochen, und als er sich mit ernsten Worten an seine Altersgenossen und ehemaligen Kameraden wandte, da weinten selbst die rauhen, derben Bauernjünglinge wie die Kinder."

Missionar in Westafrika

Johannes Zimmermann ist 25 Jahre alt, als er im westafrikanischen Christiansborg ankommt, einer früheren dänischen Kolonie, heute Teilgemeinde der Hauptstadt Accra.

Das erste, was er sieht, sind die ehemaligen Sklavenforts - stumme Zeugen einer unmenschlichen Zeit. Schockiert von diesem ersten Eindruck, erhebt Zimmermann fortan sein Leben lang das Wort gegen Sklaverei und Ausbeutung.

Wenige Monate nach seiner Anreise erkrankt Zimmermann am "Afrikafieber" und sieht nur die Alternativen "baldiger Tod" oder "schleunige Heimreise". Er vertraut sich einem schwarzen Medizinmann an, der ihn in kürzester Zeit heilt.

Zimmermann lässt sich völlig auf die neue Heimat ein, lebt wie ein Afrikaner unter "seinen" Afrikanern.

1851 heiratet er zum Entsetzen der Missionsgesellschaft in Basel ohne deren ausdrücklich vorgeschriebene Erlaubnis die geschiedene Afrikanerin Katharina Mulgrave.

Katharina war als achtjähriges Kind von Sklavenhändlern geraubt und auf einem Sklavenschiff von Afrika nach Jamaika verschleppt worden. Vor der Küste geriet das Schiff in Seenot und ging unter. Katharina wurde gerettet und vom englischen Gouverneur Mulgrave adoptiert.

1842 heiratete Katharina den Afrikaner Thompson von der Liberiaküste, der in Basel zum Missionsgehilfen ausgebildet worden war. 1843 wanderte das junge Paar an die Goldküste aus. Die Ehe wurde nach sechs Jahren geschieden.

1854 verlegt Zimmermann seine Missionstätigkeit von Christansborg landeinwärts nach Abokobi - ein Schritt von der europäisch geprägten Lebensweise in urafrikanisches Leben. Hier betreibt Zimmermann intensive Sprachstudien und arbeitet an Übersetzungen.

1859 packt Johannes Zimmermann mit der Mission im Kroboland die Aufgabe an, die sein Leben entscheidend prägt und seinen Ruhm begründet.

"Über den Acker die Schwarzen gewinnen." Johannes Zimmermann hatte kolonisatorische Vorstellungen, die ihrer Zeit voraus waren: Nutzbarmachung der Bodenschätze, moderner Landbau, Verstärkung der Ausfuhr von Gütern, um die Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu verbessern.

Zimmermann will die sozialen Fragen Deutschlands lösen: "... durch Einwanderung der überschüssigen, mittellosen und um die Existenz ringenden Elemente der europäischen Kulturländer und durch deren Ansiedlung in den brachliegenden Ländereien des jungfräulichen Afrikas."

Mission im Kroboland


General-Konferenz der Missionare - Johannes Zimmermann vorne 2. v.l.

Johannes Zimmermann baut seine Missionsstation in Odumase, dem Hauptort des Königreiches Manya-Krobo. Zimmermann fühlt sich als "Botschafter Jesu". Der Stammesfürst, König Odenku Azzu, ist der Mission gegenüber aufgeschlossen und mit Zimmermann "auf einer Wellenlänge".

Der Krobokönig lässt für Zimmermann als Zeichen seiner Freundschaft eines Tages einen Stuhl aus einem Stück Holz schnitzen, den der Missionar dann bei seinen Besuchen im Hof des Stammesfürsten benutzt (1976 überreicht König Nene Azzu Mate Kole der Stadt Gerlingen diesen "Zimmermann-Stuhl" als Geschenk).

Der König vertraut Zimmermann seinen Sohn Tei zur Erziehung an, und dieser lebt fortan in der Familie des Missionars. "Teitschä" wird zum Ehrentitel Zimmermanns, der soviel bedeutet wie "Vater des Königssohnes Tei".

Ende 1869, zehn Jahre nach Zimmermanns Ankunft in Odumase, ist die christliche Gemeinde auf hundert Mitglieder angewachsen. Das Missionshaus steht jedermann offen.

Johannes Zimmermann wirkt 12 Jahre lang im Königreich Manya-Krobo. Er übersetzt die Bibel, 500 Kirchenlieder (darunter 300 eigene) und den Katechismus in die Gã-Sprache. Aber auch Poetisches stammt aus seiner Feder - er verfasste zahlreiche Gedichte.


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Missionar Bohner über einen Besuch bei Zimmermann in Odumase, Kroboland: "Er stellte sein Haus ... mitten ins das Negerdorf ... Das Haus ist wie eine Negerhütte mit Steppengras gedeckt. Doch der weiße Anstrich aus Muschelkalk, die dunkelbraunen Läden aus dem festen Holz der afrikanischen Eiche, die hellen Glasfenster und die Galerien um den Bau verraten, wer hier wohnt."

Mit 51 Jahren ist Zimmermann vom großen afrikanischen Abenteuer im Dienst der Mission ausgelaugt und erschöpft. Er verbringt die letzten Lebensmonate in Gerlingen.

Letzte Lebensmonate in Gerlingen

Im September 1876 kommt Johannes Zimmermann mit seiner Frau Katharina über Basel nach Gerlingen zurück. Es war sein Wunsch, in das Haus seiner Väter gebracht zu werden.

Am 13. Dezember 1876 stirbt Johannes Zimmermann. Seine letzten Worte sind: "Lebenswasser! Oh, wie will ich trinken."

Auf dem Gerlinger Friedhof findet er seine Ruhestätte.

Katharina Zimmermann kehrt im Frühjahr 1877 nach Afrika zurück. Sie stirbt 14 Jahre später.

Der Ruhm von Johannes Zimmermann ist im Kroboland nicht verblasst. Er geniesst hohes Ansehen in Ghana, wird noch heute verehrt. Seine "Brücke zwischen Menschen und Kulturen" steht auf festem Fundament und wird auch heute noch rege begangen.

Eine kurzweilige Zusammenfassung des bewegten Lebens Zimmermanns bietet der Vortrag des Gerlinger Historikers Imanuel Stutzmann, den dieser am 11.03.2007 anlässlich der Zimmermann-Matinee der Johannes-Rebmann-Stiftung hielt (Download pdf, 91 KB).

"Brücke zwischen Menschen und Kulturen"

"In Afrika, seinem zweiten Vaterland, lebt er in den kommenden Geschlechtern fort; denn als Sprachforscher und Bibelübersetzer hat er einem ganzen Volksstamme Westafrikas auf alle Zeiten hinaus unvergessliche Dienste geleistet und unverwischbare Spuren seines Wirkens hinterlassen."

Johannes Zimmermanns Einsatzort, das Königreich Manya-Krobo, bildet zusammen mit dem Königreich Yilo-Krobo das Kroboland. Es liegt im Südosten des seit 1957 unabhängigen Staates Ghana, ist etwa 750 Quadratkilometer groß und hat eine Viertelmillion Einwohner.Was mit Zimmermann begann, hat sich fortgesetzt: Es ist eine Brücke zwischen dem Kroboland und Gerlingen geschlagen, deren Fundament unzerstörbar ist. Seither waren Delegationen aus dem Kroboland in Gerlingen und Gerlinger im Kroboland ...

1970 besucht der ghanaische presbyterianische Kirchenführer Albert L. Kwansa Gerlingen, um nach Herkunft, Jugend und Umfeld des Missionars Johannes Zimmermann zu forschen, der in der mündlich überlieferten Geschichte des Krobolandes im heutigen Ghana in ungewöhnlicher Weise verehrt wird.

1972 reist Bürgermeister Wilhelm Eberhard in offizieller Mission an Zimmermanns Wirkungsstätte in Afrika.


1976 kommt der König von Manya Krobo, Nene Azzu Mate Kole, einer der bekanntesten Stammesfürsten Ghanas, nach Gerlingen. Mit den Bürgern enthüllt er den Gedenkstein für Zimmermann vor der Petruskirche .


Informationen zur Inschrift und Symbole auf dem Gedenkstein finden Sie hier..

1989 lädt König Nene Azzu Mate Kola zu seinem 50jährigen Thronjubiläum den Gerlinger Bürgermeister Sellner mit einer Delegation nach Ghana ein.

Wilhelm Eberhard, Bürgermeister a. D.: "Es ist kaum vorstellbar, wie man in Ghana noch heute voll Ehrfurcht und Dankbarkeit von Johannes Zimmermann und seinem segensreichen Lebenswerk spricht. Wer immer uns begegnet ist - nicht nur die Mitglieder der gastgebenden Kirche, auch politische Persönlichkeiten - würdigen die von 1850 bis 1876 vollbrachten Taten dieses Mannes, die dort immer noch sichtbar sind und die unter dem Aspekt der denkbar schwierigsten Bedingungen umso bewundernswerter erscheinen."

Spuren des Missionars

"Spuren" von Johannes Zimmermann haben wir hier entdeckt in Gerlingen, Deutschland und in Odumase, Ghana. Und das haben wir gefunden:

Die Johannes-Zimmermann-Straße in Gerlingen:

In Odumase (Ghana) wurde die Johannes-Zimmermann-Kirche errichtet:

Der von Johannes Zimmermann in Odumase (Ghana) errichtete Brunnen wird heute noch genutzt:

Der Gedenkstein bei der Ev. Petruskirche Gerlingen wurde 1976 für Johannes Zimmermann aufgestellt.

Informationen zu Inschrift und Symbolen des Zimmermann Gedenksteins.