Rebmann hielt seine persönlichen Eindrücke von der Entdeckung des Kilimanjaro in seinem Tagebuch fest:
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Mai, 11. Mit Tagesanbruch brachen wir auf. Als wir etwa eine halbe Stunde gegangen waren, sahen wir zu unserer Rechten 2 Menschen, die bei unserem Anblick flohen. Bana Cheri wollte die Flinte losschießen. Die Teitas aber, die vermuteten, dass die Flüchtlinge ihre Landsleute waren, wehrten es ihm und gingen ihnen nach, ohne sie jedoch einholen zu können. Gegen N.O. sahen wir einen Berg, etwa 2 Tagreisen entfernt, der Ongotia heisst und schon zum Ukamba-Land gehören soll. Wieder eine halbe Stunde weiter und wir traten in eine Wüste ein, die wieder mehr mit Gras bewachsen war
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und wo es darum auch wieder beschwerlicher zu gehen war, zumal da wir auch nicht den geringsten gebahnten Fußpfad hatten. Der gewöhnliche gebahnte Weg geht nämlich über Daffeta (Anm.: das heutige Taveta, ein Marktplatz in Kenia an der Grenze zu Tansania), wohin aber mein Führer nicht gehen wollte, weil er mit dem König jenes Landes in Feindschaft stand.
Wir sahen diesen Morgen die Berge von Dschagga immer deutlicher, bis ich gegen 10 Uhr den Gipfel von einem derselben mit einer auffallend weißen Wolke bedeckt zu sehen glaubte. Mein Führer bestätigte mich zuerst in dieser Meinung, ob darum weil er die Wahrheit vor mir verbergen wollte oder weil wirklich gerade eine Wolke den Berg umschwebte, konnte ich nicht entscheiden. Als wir einige Schritte weiter gegangen waren, fiel mir das Weiße noch mehr auf und ich fragte abermals meinen Führer, ob jenes dort wirklich eine weiße Wolke sei. Während er mit antwortete, jenes dort sei eine Wolke, was aber das Weiße sei, wisse er nicht - er vermutete, es sei Kälte - wurde es mir ebenso klar als gewiss, dass das nichts anderes sei als Schnee, wofür diese Leute keinen Namen haben, weil er nie fällt innerhalb ihres Bereichs. Alle die sonderbaren Geschichten von einem unzugänglichen, von bösen Geistern bewohnten Gold- und Silberberg im Innern, die ich mit Dr. Krapf seit meiner Ankunft an der Küste oftmals gehört hatte, waren mir nun auf einmal klar ge-
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worden. Natürlich, dass die ungewohnte Kälte die halbnackten Besucher des Schneeberges bald zur Rückkehr nötigten, oder wenn sie auf Befehl des despotischen Dschagga-Königs genötigt waren, weiter zu gehen solang ihr Körper nicht gänzlich erstarrt war, sie wirklich tötete, was dann alles in der Unwissenheit der Eingeborenen den bösen Geistern zugeschrieben wurde. Ich suchte die Sache meinen Leuten zu erklären, aber sie schienen mir nicht recht glauben zu wollen. Als wir ausruhten, las ich den 111. Psalm in der englischen Bibel, an den ich gerade der Ordnung nach kam. Er machte einen doppelten Eindruck auf mich im Angesicht des herrlichen Schneeberges so nahe beim Äquator, besonders der 6. Vers, der besonders herrlich und klar ausdrückte, was ich nur leise ahnte und fühlte.
Gegen N.W. sahen wir wieder einen anderen großen Berg von Ukamba-Land, der Kikumbulu hieß.
Am Mittag sahen einige meiner Leute wieder einige Nashörner. Mein kurzes Gesicht veranlasste dabei ein großes Geschrei, weil, um sie zu sehen, ich weiter vorwärts ging, während meine Leute mich stille stehen ließen. Da ich sagte, ich wolle die Tiere zuerst sehen, schrien sie noch mehr, ich solle doch zurück gehen. Sie schienen sehr für mich besorgt zu sein, dass mir nichts Übels wiederfahre.